Donnerstag, 12. August 2010

Wenn Bürostress die Ferien erreicht

Obwohl immer mehr Menschen unter der Vereinnahmung durch E-Mail und Smartphone leiden, kommt kaum jemand auf die naheliegende Lösung einfach mal eine Sendepause einzulegen, Handy und Laptop auszuschalten, um voll und ganz die Auszeit und Ruhephase des Urlaubs zu genießen und den persönlichen Energietank mal wieder so richtig aufzufüllen.

Fast jeder Zweite in Deutschland schafft es nicht, sich im Urlaub von der Arbeit zu trennen. „52 Prozent der Deutschen mailen selbst noch im Urlaub Geschäftliches!“ (WirtschaftsWoche, Juli 2010, S. 73) und sind telefonisch zu jeder Zeit erreichbar. Wozu dann Urlaub machen, wenn die „Glühbirne“ nicht mal abkühlen kann? Seltsamerweise wundern sich nach dem Urlaub ganze „63 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen darüber, dass der Bürostress in den Ferien nicht nachlassen will und sie nach dem Urlaub genauso kaputt sind wie vor dem Urlaub.“ (WirtschaftsWoche, Juli 2010, S. 73). Welch eine Überraschung! Wir lassen uns von der neuen Technologie und dem virtuellen Informationsüberschuss vereinnahmen, bis nichts mehr geht! Handlungen mit Gegenstrategien sind ganz dringend notwendig. Warum? Forscher haben unterschiedliche negative Einflussfaktoren der Mediennutzung auf unsere Psyche und die damit einhergehenden Denkfunktionen eruiert. Zwei Forscher der Stanford-Universität fanden vor Kurzem heraus, dass chronische „Multitasker“ bald so etwas wie eine Fokussierungsschwäche erleiden.  „Zuerst können sie kaum noch Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden, danach verlieren sie die Fähigkeit, schnell zwischen simultanen Aufgaben zu wechseln – obwohl ausgerechnet das ihre Stärke sein soll.“ (WirtschaftsWoche, Juli 2010, S. 74). Auch die Leistungsfähigkeit der Multitasker kann negativ beeinflusst werden. Einfache Aufgaben zu wiederholen oder zu einer neuen Aufgabe zu wechseln fällt vielen schwer und nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als bei „Normalos“. Das heißt, chronische Mediennutzer werden anfälliger für Ablenkung, hoppen von einer Situation zur nächsten und bekommen Probleme damit, sich selbst zu kontrollieren und zu konzentrieren. Andere Forscher wiederum haben festgestellt, dass virtuelle Arbeitsformen das Vertrauen unter Teammitarbeitern zerstören. „Wer ständig seine E-Mails checkt, erreicht mit seinen kognitiven Fähigkeiten schon bald ein Niveau, das noch unter dem von Marihuana-Rauchern liegt!“ so Professor Rosa der Universität Jena (WirtschaftsWoche, Juli 2010, S. 75). Wem das noch nicht reicht - Tanya Luhrmann der Stanford-Universität hat etwas sehr erschreckendes festgestellt: Leute nehmen ihr Handy mit ins Bett und geben ihrem Handy ab und an eine Streicheleinheit! Hier sehen wir eindeutig Alarmstufe Rot für Gegenstrategien und Lösungsansätze! 

1.    Handy und Laptop ganz zu Hause lassen
2.    Wer das nicht will, grenzt seine Erreichbarkeit auf eine maximale Stundenzahl ein
3.    Nehmen Sie Entspannungsprogramme in Anspruch (Yoga, TaiChi, Massage, Aktive Mittagspausen …)
4.    Binden Sie regelmässige bewegung in Ihren Alltag ein und nutzen Sie die Zeit zum Abschalten und
       Gedanken sortieren

Kleine Tipps für Unternehmen:
1.    Individuelle oder kollektive Rückzugsorte
2.    Vielleicht mal einen E-Mail-freien Tag einführen
3.    Erlaubnis, das Diensthandy nach einem zehnstündigen Arbeitstag abzuschalten
4.    Powernapping (kurzes Nickerchen zwischendurch) Einheiten probagieren
5.    Entspannungs- und Sportangebote für die Mitarbeiter


Viel Spass  und gute Vorbereitung zum nächsten Urlaub wünscht Ihnen ihr INSA-Team!


Literatur:
Jochen Mai (19.7.2010): Sendepause. WirtschaftsWoche, S. 73-75
Manfred Engeser (19.7.2010): Freiheit von der Fessel. WirtschaftsWoche, S. 76
Manfred Engeser (19.7.2010): Druck als Selbstzweck. WirtschaftsWoche, S. 77